Herbst­emp­fang der vier Cronen­ber­ger Bürger­ver­ei­ne: Tesche-„Brandrückschau“ auf drei Oberbürgermeister

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Herbst­emp­fang der vier Cronen­ber­ger Bürger­ver­ei­ne: Tesche-„Brandrückschau“ auf drei Oberbürgermeister

CRONEN­BERG. Im Oktober 2025 werden die Cronen­ber­ger Bürger­ver­ei­ne zum 6. Cronen­ber­ger Herbst­emp­fang einla­den. Dann wird die (erste) Amtszeit des aktuel­len Oberbür­ger­meis­ters Uwe Schnei­de­wind (Grüne) vorbei sein – wie werden die Bürger­ver­ei­ne dann wohl auf die Schnei­de­wind- Zeit zurück­bli­cken? Stand jetzt hat der derzei­ti­ge Stadt-Chef gute Karten, sich nahtlos in die Riege seiner beiden Vorgän­ger einzu­fü­gen – zumin­dest laut Rolf Tesche.

Der Vorsit­zen­de des Cronen­ber­ger Heimat- und Bürger­ver­eins (CHBV) blick­te beim dritten Herbst­emp­fang am vergan­ge­nen Sonntag im Cronen­ber­ger Festsaal auf die vergan­ge­nen fast 20 Jahre und die Amtszei­ten der inzwi­schen drei Wupper­ta­ler Oberbür­ger­meis­ter zurück – ob Peter Jung (CDU, 2004–2015) oder SPD-Nachfol­ger Andre­as Mucke (2015−2020), aus der Cronen­berg-Sicht von CHBV-Chef Tesche kam keiner von beiden gut davon. Und nach zwei Jahren fiel auch das Halbzeit-Zeugnis für Uwe Schnei­de­wind nicht besser aus…

Aufga­lopp von Politik und Verei­nen im Festsaal

Vor dem kriti­schen Rückblick gab es indes Grund zur Freude: Das Dörper Bürger­ver­eins-Quartett freute sich, nach zwei Jahren Pande­mie-Pause zur dritten Aufla­ge des Herbst­emp­fangs zahlrei­che Vertre­ter des öffent­li­chen Lebens im Stadt­teil, aber auch aus der Stadt im „Cronen­ber­ger Festsaal“ begrü­ßen zu können. Ob Politik, Verei­ne oder Einrich­tun­gen und Unter­neh­men – die gute Stube Cronen­bergs zeigte sich gut gefüllt. Nachdem sich Werkzeug­kis­ten-Vorsit­zen­der Stefan Alker über einen sehr guten Verlauf und Erlös der Werkzeug­kis­te 2022 gefreut hatte, stell­ten Vertre­ter der vier Bürger­ver­ei­ne sich und ihre Vorha­ben vor.

Schwarz, rot, grün: „OB-Abrech­nung“ der Reihe nach

Rolf Tesche, seit 2003 Vorsit­zen­der des CHBV, schau­te anschlie­ßend auf seine fast zwei Jahrzehn­te zurück und resümier­te: „Cronen­berg bleibt auf der Strecke.„
Tesche ging in seiner „Brand­re­de“ die Oberbür­ger­meis­ter der Reihe nach durch: Unter Peter Jung habe das Erstkon­zept zur Ortskern­pla­nung in Cronen­berg (2002) auf der Agenda gestan­den – sei aber in der Schub­la­de verschwun­den. Gut, unter Jung sei die Samba­tras­se gekom­men, aber auch die Haupt­schu­le Cronen­berg geschlos­sen und das Bürger­bü­ro „einge­stampft“ worden. Und was ist mit dem Jung-Verspre­chen zu einer Turnhal­le in Cronen­berg? „Jetzt im Nachhin­ein muss man sagen, da hatte Andre­as Mucke recht“, sagte Rolf Tesche: „Da hat Peter Jung ungedeck­te Schecks ausgestellt.“

Weiter ging’s zum Jung-Nachfol­ger Andre­as Mucke: Rolf Tesche schrieb ihm die Pläne zum Abriss der Berghau­ser Schule zu, lobte ‚zwar die Bereit­stel­lung von 250.000 Euro für die Ortskern­pla­nung – passiert sei aber wieder nichts: „Wir werden weiter nachboh­ren müssen.“ Nach dem schwar­zen OB und dem roten OB habe man dann mit dem aktuel­len grünen OB die Hoffnung verbun­den, dass Cronen­berg weiter nach vorne rückt: „Das ist – glaube ich – aber wieder nicht der Fall“, zeigte sich der CHBV-Vorsit­zen­de von den ersten beiden Schnei­de­wind-Jahren einiger­ma­ßen ernüchtert.

„Wir bleiben auf der Strecke“

Von Schwamm­stadt und Fahrrad­stadt sei viel die Rede – für Cronen­berg seien gerade 14 Radstän­der heraus­ge­sprun­gen, den Radfahr­strei­fen auf der Berghau­ser Straße hatte Rolf Tesche da wohl verges­sen. Die Cronen­ber­ger Bürger­ver­ei­ne unter­stüt­zen die geplan­te Bundes­gar­ten­schau 2031, unter­strich der CHBV-Chef, diese gehe aber auf Kosten des Stadt­teils: Die BUGA binde Planungs­ka­pa­zi­tä­ten, die somit für Cronen­berg nicht mehr da seien – „das kann nicht sein, wir bleiben wieder auf der Strecke.“

Zudem kriti­sier­te Tesche, dass im Zuge des Netto-Vorha­bens nur an der Ecke Amboß-/Haupt­stra­ße geplant werde, die gesam­te Ortsmit­te und der Verkehr dort aber nicht im Blick sei: „Das sind immer nur Einzel­pro­jek­te, das kann nicht sein.“ Nicht vergaß Tesche auch den Neubau des Cronen­ber­ger Lösch­hau­ses: Dass dieser auf die Zeit ab 2026 gescho­ben werden soll, „dafür habe ich kein Verständ­nis“, bei dem Neubau für die Freiwil­li­ge Feuer­wehr müsse kurzfris­tig was passie­ren, allein schon wegen der Sicher­heit der Cronen­ber­ger: „Vielleicht kann man die Stadt ja auch verklagen…“

BM Scherff legt Schnei­de­wind „drei Cronen­berg-Elfer“ hin

„So, jetzt bin ich durch, jetzt habe ich Luft abgelas­sen“, sagte der Bürger­ver­eins­chef, um das Mikro an Cronen­bergs Bürger­meis­te­rin Miriam Scherff weiter­zu­rei­chen. Und auch die nahm den Oberbür­ger­meis­ter in die Pflicht: Mit dem Feuer­wehr-Neubau, der Ortsmit­te-Planung und dem Cronen­ber­ger Schlüs­sel­pro­jekt „Mehrge­ne­ra­tio­nen­park“ am Ehren­mal habe der OB „drei Elfme­ter hinge­legt bekom­men“: „Machen Sie Tore draus“, forder­te Scherff Uwe Schnei­de­wind auf. Der OB nahm den Steil­pass auf: Scherff habe ihn wohl noch nie Fußball spielen sehen – ihn zum Elfme­ter­schüt­zen zu machen, könne ein Eigen­tor sein… – damit hatte Schnei­de­wind die Lacher im Festsaal auf seiner Seite…

„Cronen­ber­ger Lackmustest“

Schnei­de­wind räumte ein: „Mir ist bewusst, was in Cronen­berg schlech­ter gelau­fen ist als es sollte.“ Die kommen­den Wochen und Monate benann­te der OB als „Lackmus­test“: Man sei dabei, an einigen Stell­schrau­ben zu drehen, mit Interims-Kämme­rer Stefan Kühn werde er auslo­ten, was an Engpäs­sen und Planun­gen verbes­sert werden könne, aber: Die Defizi­te seien größer als mitun­ter darge­stellt. Um schnel­ler zu werden, wolle man neue (Planungs-) Model­le anwen­den, ins Detail wollte Schnei­de­wind nicht gehen: „Sonst glauben Sie mir am Ende auch nichts mehr…“

OB: „Cronen­ber­ger sind Bestkön­ner des Engagements“

Bei allem auch von Schnei­de­wind als verständ­lich bezeich­ne­ten (Cronenberg-)Frust und somit berech­tig­ter Kritik bekann­te der OB, mit Freude nach Cronen­berg gekom­men zu sein. „Sie sind viel Elend aus dem Tal gewohnt, machen Sie aber dennoch mit Ihrem Engage­ment weiter“, ermun­ter­te ‚Uwe Schnei­de­wind die Cronen­ber­ger, mit ihrem Einsatz nicht nachzu­las­sen. Ob 24-Stunden­Schwim­men, Verlei­hung des Unter­neh­mens­prei­ses an Policks Backstu­be, Hochwas­ser-Vorwarn­sys­tem von Berger-Chef Dr. Andre­as Groß oder auch Engage­ment von Knipex-Chef Ralf Putsch und nicht zuletzt TiC-Theater und Cronen­ber­ger Werkzeug­kis­te: „Sie sind die Bestkön­ner des Engage­ments“, attes­tier­te OB Schnei­de­wind: „Das strahlt nach ganz Wupper­tal aus.“

Er werde sich anstren­gen, dass aus seiner Amtszeit „zwei/​drei schöne Dinge“ auch für Cronen­berg in Erinne­rung blieben, zeigte sich Schnei­de­wind zuver­sicht­lich, in „ein/​zwei Dingen voran­zu­kom­men“ – man darf also auf den Cronen­ber­ger Herbst­emp­fang 2025 schon jetzt gespannt sein…!

Quelle: Cronen­ber­ger Woche 2022/44 vom 04./05. Novem­ber 2022