Schleif­stein muss ohne Namens­zug auskommen

Stifter hatten vertrag­lich festge­legt, dass das Denkmal unver­än­dert bleiben soll

Von Katha­ri­na Rüth

Cronen­berg. Wer in den vergan­ge­nen Tagen an der Ecke Hauptstraße/​Holzschneiderstraße vorbei­kam, hat vielleicht den Schrift­zug „Cronen­berg“ am Schleif­stein vermisst. Den hat der Cronen­ber­ger Heimat- und Bürger­ver­ein (CHBV) abmon­tiert. Denn er hätte nach dem Willen der Stifter gar nicht erst angebracht werden dürfen.

2019 hatte der CHBV den geboge­nen Schrift­zug aus Metall an den Stein montiert, damit ein klein wenig das 125-jähri­ge Bestehen des Vereins nachge­fei­ert, das er eigent­lich zwei Jahre zuvor hätte begehen können.

Der Vorsit­zen­de Rolf Tesche war auch stolz auf diese Verän­de­rung: „Das ist das meist fotogra­fier­te Motiv in Cronen­berg gewesen.“ Der Schrift­zug habe erst dazu geführt, dass der Stein wahrge­nom­men wird, habe diesen aufgewertet.

Das war aber wohl nicht im Sinne der Stifter Karin und Manfred vom Cleff. Das Ehepaar schenk­te 1992 den 150 Jahre alten Schleif­stein zum 100. Geburts­tag des CHBV den Bürgern des Stadt­teils. Und besie­gel­te den Vorgang mit einem notari­el­len Vertrag. Darin ist festge­hal­ten, dass der Stein nicht verän­dert werden soll.

Das wusste auch Beatrix vom Cleff-Händel, Tochter der Stifter. Sie lebt schon seit Jahrzehn­ten im Rhein-Sieg-Kreis, ist aber noch regel­mä­ßig in Cronen­berg. Bi Besuchen auf dem Fried­hof und bei Freun­den kam sie aber nicht an dem Schleif­stein vorbei, sah ihn erst eines Tages auf einem Foto – mit Schrift­zug. Und erinner­te sich an den Vertrag.

„Da steht expli­zit, dass der Stein nicht verän­dert werden, keine Inschrif­ten bekom­men darf“, sagt sie. „Das ist ein klarer Passus.“ Der Stein sei ein Indus­trie­denk­mal, stammt ihres Wissens aus einer Werkzeug­fa­brik ihrer Familie. Und als Denkmal sollte er dort stehen. „Meine Eltern werden sich etwas dabei gedacht haben“, ist sie überzeugt. Sie könne ihre Eltern nicht mehr fragen, glaubt aber nicht, dass ihrem Vater der Schrift­zug gefal­len hätte. „Er war ja sehr präsent, der Stein kam gar nicht mehr zur Geltung.“ Es gehe aber auch nicht um ihre persön­li­che Einschät­zung, sondern um einen Vertrag.

Auf dessen Einhal­tung hat sie jetzt gepocht. Und der CHBV hat den Schrift­zug entfernt – wenn auch mit Bedau­ern und Verzö­ge­rung. „Man kann ja nichts machen“, räumt Rolf Tesche ein. Er habe von dem Vertrag nichts gewusst, sonst hätte er vor Anbrin­gen des Schrift­zugs gefragt.

„Wir werden jetzt etwas anderes machen“, blickt er nach vorn. Sie wollen versu­chen, den Schrift­zug zum Beispiel neben den Schleif­stein aufzu­stel­len. „Wegschmei­ßen wollen wir den nicht. Das kriegen wir schon hin.“

Quelle: Westdeut­sche Zeitung, Artikel vom 21.02.2024