Cronen­ber­ger Obrams Tour nach Cronenberg

„Cruembreg is jo schön ewwer förr drei Dag? Do sewwer doch emmer.“
Das war die erste Reakti­on einiger Obrams. Eine etwas erklä­rungs­be­dürf­ti­ge Geschich­te aus der Vergangenheit.
Vor drei Jahren, anläss­lich der Weltmeis­ter­schaft im Rollho­ckey, erschie­nen drei franzö­si­sche unter­neh­mungs­lus­ti­ge rollsport­be­geis­ter­te Mädels in Cronen­berg, um sich das Länder­spiel Deutsch­land – Frank­reich anzuschau­en. In Cronen­berg, leider das in der Pfalz, fragten sie aus der Taxe steigend nach der Rollsport­hal­le. Mit der Bahn aus Frank­reich kommend waren sie von Kaisers­lau­tern nach „Cronen­berg“ gefah­ren und standen nun hilflos da.
Der Bürger­meis­ter von Cronenberg/​Pfalz, Klaus Schnei­der, half den Mädels und setzte sie wieder in die Taxe, nachdem die Situa­ti­on des Weiter­kom­mens und pünkt­li­chen Erschei­nens in Wupper­tal-Cronen­berg geklärt war.
Ein späte­rer Anruf im Büro des Bezirks­bür­ger­meis­ters Micha­el G. von Wenczow­sky bestä­tig­te, dass die Mädels pünkt­lich zum Spiel erschie­nen waren und sich herzlich bedank­ten. Der Beginn des Kontak­tes zwischen zwei gleich­na­mi­gen Gemein­den führte dann zu einer Einla­dung der „Cronen­ber­ger“ zur Werkzeug­kis­te im vergan­ge­nen Jahr. Aus diesem Besuch entstand die Idee, die nächs­te Obrams­tour eben in dieses Cronen­berg zu machen.
Donners­tag, den ersten Mai, bepackt mit Gastge­schen­ken, fester und flüssi­ger Nahrung für unter­wegs, machten sich die Obrams auf die Reise zur ersten Stati­on am Pulver­maar. Eine kurze Rast an einem herrli­chen Fleck­chen Erde. Die mitge­nom­me­nen Speisen „drüch Brötschen on Schnitt­wuescht“ wurden schnell verzehrt und von „Mitrei­sen­den“ mit reich­lich Flaschen­bier sowie hin und wieder zur Verdau­ung en „klienen Fusel“ herun­ter­ge­spült. Gestärkt ging es weiter, etwas verspä­tet, zum Hotel Pfälzer Hof in Lauter­ecken. Der Bürger­meis­ter und der Gemein­de­rat von Cronen­berg erwar­te­ten uns dort bereits. Nach kurzer Zimmer­be­le­gung und freudi­ger Begrü­ßung wurde die Truppe in Privat­wa­gen zum Grill­fest der Landfrau­en in der Grill­hüt­te gefah­ren, um den dursti­gen drei Fahrern auch eine Gelegen­heit zu geben etwas zu trinken. Unbeschreib­lich dieser herzli­che Empfang, mit welcher Mühe die Landfrau­en mit Kartof­fel­puf­fern, Grill­fleisch und Geträn­ken diesen ersten Abend des Kennen­ler­nens gestal­te­ten. Gerade­zu überwäl­ti­gend, wie herzlich die mensch­li­chen Kontak­te sind, wie selbst­ver­ständ­lich Pfälzer Platt von allen gespro­chen wird und wie solch ein Dorfle­ben zum Mitein­an­der der Menschen beiträgt. Mitten­drin Eva, die „Mutter der Kompa­nie“, beispiel­los aktiv und freund­lich. Am späten Abend dann der Rücktrans­port ins Hotel, wieder­um bestens organisiert.
Ganz im Zeichen körper­li­cher Betäti­gung stand der Aktiv Tag der Tour. Nach einem ausgie­bi­gen Frühstück war die Draisi­nen­fahrt über 20 km angesagt, wieder im Beisein unserer Gastge­ber. Stärkung war natür­lich ebenfalls angesagt, denn das Wetter von Petrus war nicht vom Besten, „on dat Höngken wat dich gestern gebie­ten hat, mott dech hütt och wier lecken“. Mit dem Bus fuhren sie fröhlich und gestärkt zu der 20 km entfern­ten Start­po­si­ti­on der Draisi­nen­fahrt. Natür­lich mit genug flüssi­ger Nahrung, ausgie­bi­gem Frühstück und Frohsinn. Was bleibt einem denn bei diesem Sch…wetter auch anderes übrig. Frohge­mut wurden die bereit­ge­stell­ten Draisi­nen bestie­gen, und dann hieß es Trampeln, Trampeln, Trampeln. Zum Windschutz die Hue Siede­ne umgedreht, Regen­schirm aufge­klappt, Kamera bereit und los. Mit fast affen­ar­ti­ger Geschwin­dig­keit zogen sie von dannen, so schnell, dass der „Hof-Fotograf“ mit dem Auto folgend, hoffnungs­los hinter­her­hink­te. Zwischen­sta­ti­on war dann Meisen­heim, ein wunder­schö­nes idylli­sches Städt­chen mit einer Schloss­kir­che, präch­ti­gen Fachwerk­häu­sern und soll sogar den damali­gen „Schin­der­han­nes“ beher­bergt haben. Frisch und fröhlich weiter auf der Strecke bis zum Ausgangs­punkt Lauter­ecken. Klätsch­naat, bötschen verfro­ren erwar­te­te sie die Grill­hüt­te des Hotels mit einer kräfti­gen Mahlzeit. Dann eine große Überra­schung: ein Brief an de Bürger­meis­ter der Gemein­de Cronen­berg vom 9. März 1971 von unserem Journa­lis­ten Hans Rötzel. Klein ist die Welt, und oft kreuzen sich unver­mu­tet die Wege. En aanstän­de­gen Brocken Fli esch met nem decken Fettrangk, Äpelschlot wie te Hus, en lecker Wü eschken, Knöppel­bru et on Wien, brach­ten die etwas durch­ge­fro­re­ne, teilwei­se durch­näss­te Truppe wieder auf die Beine. Als guter Kontrast dann am Abend im Hotel ein feuda­les 4‑Gang-Menü mit anschlie­ßen­dem Kegel­abend zum Ausklang.
Der Bürger­meis­ter von Lauter­ecken ließ es sich nicht nehmen, die Führung durch Lauter­ecken am dritten Tag höchst­per­sön­lich vorzu­neh­men. Ein schönes Städt­chen voller histo­ri­scher Plätze, bergig wie „tuhie­men“, ganz neu der Obertor­platz mit Weinkel­ter und der Affe auf dem Schleif­stein. Um 16 Uhr der offizi­el­le Empfang mit Bürger­meis­ter, Gemein­de­rat und den Landfrau­en in der Grill­hüt­te. Wie bereits beschrie­ben erläu­ter­te der Bürger­meis­ter, wie sich die anbah­nen­de gemein­sa­me Freund­schaft der zwei Cronen­bergs ergeben hatte. Fest zugesagt wurde ein erneu­ter Besuch der Cronen­ber­ger Werkzeugkiste.

Kai Müller

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