Dachsa­nie­rung der ehema­li­gen Haupt­schu­le in Cronen­berg beginnt

Abriss des Gebäu­des ist keine Option – Neuer Termin für Bürger-Workshop steht noch aus

Was passiert mit dem ehema­li­gen Schul­ge­bäu­de an der Berghau­ser Straße in Cronen­berg? Die Frage erregt weiter­hin die Gemüter im Stadtteil. 

Am 4. Novem­ber beginnt erst einmal die Dachsa­nie­rung des Altbaus, die eigent­lich schon hätte laufen sollen. Es kam jedoch zu Verzö­ge­run­gen, da der Kran, den die Dachde­cker für die Arbei­ten benöti­gen, an einer anderen Baustel­le im Einsatz ist. Das teilte Thomas Lehn, Produkt­ma­na­ger beim Gebäu­de­ma­nage­ment der Stadt (GMW), auf WZ-Nachfra­ge mit. Insge­samt lässt sich die Stadt Asbest- und Dachsa­nie­rung im Alt- und Neubau der ehema­li­gen Schule rund eine Milli­on Euro kosten.
Dass eine Feuer­wehr auf dem Schul­ge­län­de einzieht, ist ein „konkre­ter Vorschlag“, der laut einer kleinen Machbar­keits­stu­die reali­sier­bar erscheint, berich­tet Lehn. Darüber wird der Stadt­rat jedoch nicht vor dem Frühjahr 2021 beschlie­ßen. In den Mitteln der Stadt sind für die Feuer­wehr in Cronen­berg drei Millio­nen Euro bis 2023 einge­plant. Für den Altbau hinge­gen haben sich bislang keine tragfä­hi­gen Lösun­gen eröff­net. Die Überle­gun­gen der Stadt, das Gebäu­de zu verkau­fen, sind nicht vom Tisch; gegen dieses Vorha­ben regt sich jedoch weiter Wider­stand aus der Cronen­ber­ger Bevöl­ke­rung, wie Lehn weiß. Der Rat sprach sich seiner­zeit für den Verkauf aus, weil Geldmit­tel für eine vollstän­di­ge Sanie­rung des Gebäu­des nicht vorhan­den sind. Lehn schätzt die Höhe solcher Kosten auf fünf bis sechs Millio­nen Euro ein; unter anderem müssten Versor­gungs­lei­tun­gen erneu­ert, der Putz von Asbest befreit und neue Türen sowie Fenster denkmal­schutz­ge­recht ersetzt werden.Das „Friedens­an­ge­bot“ von Oberbür­ger­meis­ter Andre­as Mucke laute­te, einen Workshop zu veran­stal­ten, um Ideen für die zukünf­ti­ge Nutzung des Gebäu­des zu sammeln. Ziel sei es dabei, ein Konzept zu finden, wie kosten­de­ckend Geld generiert werden könne, um einen Verkauf abzuwen­den, die WZ berich­te­te. Coronabe­dingt konnten diese Workshops, die im Frühjahr geplant waren, nicht statt­fin­den. Angesichts nun wieder erneut steigen­der Fallzah­len gibt es auch keinen neuen Termin.Ein Abriss des Gebäu­des ist kein Thema, verdeut­licht Lehn. „Dann hätten wir nicht die Milli­on inves­tiert.“

Für einen Abriss des ehema­li­gen Haupt­schul­ge­bäu­des spricht sich hinge­gen Peter Vorste­her, Vorsit­zen­der des Bürger­ver­eins Sudbür­ger, aus und begrün­det dies mit der „dringend benötig­ten Dreifach­sport­hal­le“. „Die Fläche der Haupt­schu­le ist die letzte Fläche in Cronen­berg, um diese Halle zu bauen“, erklärt er. Es müsse wieder möglich sein, dass Kinder und Jugend­li­che mit dem Fahrrad zum Sport fahren können. „Zurzeit trainie­ren viele Mannschaf­ten in Ronsdorf oder auch in der Sport­hal­le Gathe. Die Sport­hal­len im Schul­zen­trum Süd sind voll ausge­las­tet und können keine Sport­ler oder Mannschaf­ten mehr aufneh­men“, verdeut­licht Vorste­her das Problem.
Vehement wider­spricht Micha­el-Georg von Wenczow­sky, stell­ver­tre­ten­der Bezirks­bür­ger­meis­ter. „Obers­te Priori­tät hat der Erhalt des denkmal­ge­schütz­ten Gebäu­des“, betont er auf WZ-Nachfra­ge. Das Gebäu­de sei schüt­zens­wert, da es als eines der ersten im „Bergi­schen Barock“ errich­tet wurde und einen hohen stadt­teil­prä­gen­den sowie emotio­na­len Stellen­wert habe. Den jetzi­gen schlech­ten bauli­chen Zustand des Gebäu­des führt von Wenczow­sky auf unter­las­se­ne oder zu späte Bauun­ter­hal­tun­gen zurück. „Aus diesem Grunde steht die Verwal­tung in einer hohen Verant­wor­tung, sich für eine sachge­mä­ße Weiter­nut­zung einzu­set­zen“, meint er.Am Erhalt des Gebäu­des bestehe ein großes öffent­li­ches Inter­es­se, sagen auch Rolf Tesche und Ralf Kiepe vom Cronen­ber­ger Heimat- und Bürger­ver­ein. Ihnen schwebt eine weite­re schuli­sche Nutzung des Gebäu­des vor. „Hier könnte zum Beispiel aber auch das Bürger­bü­ro unter­ge­bracht werden oder die Polizei­sta­ti­on. Die Bezirks­ver­tre­tung kann hier tagen oder andere städti­sche Einrich­tun­gen, die momen­tan in angemie­te­ten Räumlich­kei­ten unter­ge­bracht sind.“Ebenfalls könnten sie sich vorstel­len, dass im Gebäu­de die Volks­hoch­schu­le oder auch die Univer­si­tät einige Räume nutzt. „Das Gebäu­de würde sich auch für Proben der Musik­hoch­schu­le oder als Probe-Räume für Gesangs­ver­ei­ne, Chöre oder Orches­ter anbie­ten und die Aula für Konzer­te. Ebenfalls kann man über Ausstel­lun­gen, Kunst oder Events nachden­ken“, sprudelt es an Ideen für die weite­re Nutzung nur so aus den beiden heraus.

Quelle: Westdeut­sche Zeitung vom 29.10.2020